Absegeln 2016

Absegeln 2016
Der Wetterbericht hatte sonniges Wetter mit 3-4 Beaufort, in Böen untere 5 für das Absegeln am Samstag, den 17. September angekündigt. Und so machten sich 27 Teilnehmer für die traditionelle Regatta auf den Weg in die Pötenitzer Wiek. Dort empfingen uns kleine Wellen mit Schaumkronen, es wehte mit satten 5 Beaufort aus Nordost. Spätestens jetzt wurden Reffs eingelegt und kleine Vorsegel aufgezogen. Gestartet wurde in drei Gruppen mit zehnminütigen Abstand, die zuerst gestarteten Cruiser mussten zwei, die Racer drei Runden um Tonnen auf der Pötenitzer Wiek segeln. Dankenswerterweise hatte die Merenneito-Crew auf ihrem neuen Schiff, einer HR Monsun, die Aufgabe des Startschiffs übernommen; SY „Klimex“ hatte zuvor noch eine Regattatonne ausgelegt.
Der Dreieckskurs beinhaltete einen Schenkel Kreuz, einen Schenkel „platt vor Laken“ und einen Schenkel Halbwindkurs. Es war nicht verwunderlich, dass kein Schiff mit Spinnaker segelte, die Boote waren bei dem Wind ohnehin sehr schnell unterwegs. In der Gruppe der Racer kamen auf einigen Booten auf dem Vorwindkurs Diskussionen über Ausreffen auf, aber bevor diese Frage ausdiskutiert werden konnte, war die Leetonne schon erreicht. Der Wind nahm stetig zu, der Windmesser zeigte anschließend ein Maximum von 31 Knoten, d.h. gut 7 Beaufort. Ein Glück, dass wir in der geschützten Pötenitzer Wiek geblieben sind! Trotzdem dürfen diese Bedingungen nicht unterschätzt werden. Auf einem Boot geschah das, was nicht passieren darf und dennoch passiert: Mann über Bord! Die Crews der „Seefliege“ und der „Apus“ sahen die im Wasser treibende Person, brachen sofort die Wettfahrt ab und die „Seefliege“ nahm den über Bord Gefallenen auf. Anschließend schleppte „Seefliege“ den Havaristen noch bis in unseren Hafen. Eine große Leistung, die die meisten Teilnehmer auf dem Wasser gar nicht mitbekommen hatten. Um so größer der Schreck, als sich zurück auf dem Steg der Unfall herum sprach. Der Schiffsführer hatte auf dem Weg von vorne nach achtern den Baum an den Kopf bekommen und war ins Wasser gefallen. Zum Glück trug er – eigentlich selbstverständlich - eine Schwimmweste. Wegen einer Kopfplatzwunde musste er auch noch ins Krankenhaus, während sich die Schiffe nach und nach wieder am Steg einfanden
Vor dem Essen gab es im Zelt ein Quiz mit zehn Fragen rund um das Segeln, mit dem Zeitgutschriften für die Wettfahrt erspielt werden konnten. Diese Neuerung wurde teilweise als abwechslungsreiche Unterhaltung begrüßt, fand aber auch Ablehnung wegen der Verknüpfung mit der Wettfahrt.
Nach dem Essen und der Preisverleihung wurde der milde Septemberabend mit vielen Gesprächen, später noch mit Musik und Tanz bis tief in die Nacht genossen.
Dennoch war der Seeunfall das große Thema. Klaus Fritsch von der „Seefliege“ kam nicht umhin, die Geschichte wieder und wieder zu erzählen. Das Verhalten in Seenotfällen wurde ausgiebig diskutiert. Ein jeder stellte sein eigenes Verhalten in Frage. Haben wir alle Schwimmwesten getragen? Ist die an Bord gebliebene Crew bzw. das Crewmitglied über Manöver, Motor starten, Alarmierung etc instruiert? Der Über-Bord-Gefallene wurde nur durch die signalfarbene Schwimmweste im Wasser entdeckt, hätte man in den kleinen Wellen auch einen Schwimmer gesehen? Hätte der Verletzte nicht in den nächstgelegenen Hafen gebracht werden sollen? Allein die folgende Frage wurde ausgiebigst erörtert: Wie bekommt man einen Über-Bord-Gefallenen wieder an Bord? Zum Glück konnte unser Verunfallter selbstständig die Badeleiter hochklettern. Und so trug das Geschehene dazu bei, dass sich ein jeder über die eigene Seemannschaft Gedanken machte und wohl auch der eine oder andere zur Erkenntnis gelangte, noch nicht genug getan zu haben. Jedenfalls bekamen die Crews der „Seefliege“ und „Apus“ auf der Preisverleihung für Ihr Verhalten einen riesengroßen Applaus.
Trotz des Zwischenfalls ein sonniger, windiger, erlebnisreicher und insgesamt gelungener Tag!
Kai Bergfeld